Aufgabe unseres Büros ist es, die Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaften zusammenzuführen und damit neues Wissen zu generieren, das uns helfen kann, die Krisen und die Komplexität unserer modernen Welt besser zu verstehen und Lösungen zu finden, wie wir damit umgehen können.
Auf der Suche nach Lösungsansätzen für die uns ständig verunsichernden Wirtschaftskrisen stieß ich auf einen bisher kaum untersuchten Grenzbereich zwischen Physik und Ökonomik, den ich Physiconomics nenne (zusammengesetzt aus „physics“ und „economics“).
Physiconomics kombiniert Elemente der „Prozessphysik“ bzw. „Physik der komplexen Systeme“, der „Spieltheorie“ und der „Evolutionstheorie (Darwinismus)“ mit ökonomischen Fragen. Der Erkenntniszuwachs ist enorm: Es werden nicht nur endlich die Fehler unserer veralteten Volkswirtschaftslehre und unseres Wirtschaftssystems deutlich, sondern es lassen sich auch klare Empfehlungen geben, in welche Richtung sich eine neue, nachhaltigere Ökonomik entwickeln muss, die die Systemgrenzen unserer Erde berücksichtigt.
Es handelt sich damit eine neue interdisziplinäre Wissenschaft, die - anders als Econophysics - elementare Erkenntnisse über die Zusammenhänge und Hintergründe der ökonomischen Krisen liefern kann.
Ein Beispiel dafür ist die Entdeckung vom „Paradoxon der Spielregeln der Ökonomik“, das die VWL bisher übersehen hat: in Systemen mit begrenzten Ressourcen kehren sich in der Sättigungsphase bei weiterem Wachstum die Spielregeln komplett um. Es existiert hier ein Kipp-Punkt (tipping point), der vor etwa 20 Jahren (um das Jahr 2000) erfolgte. Dieselben Strategien, die vorher noch mehr Wohlstand erzeugten, gefährden nun das ökonomische und ökologische Gesamtsystem und damit diesen Wohlstand. Im Einklang damit änderte sich massiv die Systemstruktur. Aus einem relativ stabilen System mit begrenzter Komplexität wurde ein instabiles mit hoher Komplexität (Black-Box-Theorie).
Alte Strukturen haben sich längst aufgelöst, die alten Muster der Unternehmensführung und der Kontrolle funktionieren nicht mehr. Zudem zeichnen sich zusammen mit der Ökonomisierung und Finanzialisierung unserer Gesellschaft und dem immer noch geltenden Wachstumsdogma, das aus dem Schuldgeldsystem resultiert, unterschiedliche Szenarien ab, die zur Inflation oder zu Zusammenbrüchen führen können.
Die Folgen für die Entscheidungsmöglichkeiten von wirtschaftlichen (und politischen) Führungskräften sind massiv. Es ist seit etwa 20 Jahren so gut wie unmöglich, sich auf langfristige Ziele und auf deren Strategien zur Erfüllung festzulegen. Es gilt stattdessen, gesetzte Ziele und deren Möglichkeiten in Intervallen und unter intensiver Beobachtung der sich wandelnden Umgebung und der gewonnenen Erkenntnisse immer wieder neu zu prüfen. Für Unternehmen werden zusätzlich zwei weitere Strategien überlebensnotwendig: Strategien zur Steigerung der Resilienz und zur Stärkung der Innovationsfähigkeit. U.a. wurden dafür Workshops zur Resilienz und zu Radikalen Innovationen durchgeführt.
Band II: Wie die Welt wirklich funktioniert
Mehr dazu.Zur Physik der Ökonomie.
Mehr dazu.Dr. Michael Harder, im Oktober 2020